Die Daumenregel für eine finanzielle Rücklage heißt 2-3 Monatsgehälter. So empfiehlt es zumindest die Verbraucherzentrale [1].
Das ist wie die Empfehlung, dass ein Erwachsener im Durchschnitt 1,5 Liter trinken soll.
Eine zierliche Frau beim Bummel durch das herbstliche Berlin braucht sicher weniger als ein Mann im Sommer in Spanien am Strand. Diese Daumenregeln sind also gut gemeint, unter dem Strich aber wenig hilfreich.
Was hat jetzt Wasser trinken mit finanziellen Rücklagen zu tun? Beides ist extrem wichtig. Wenn nicht vorhanden, kann dir beides schlagartig richtig viele Probleme bereiten.
In diesem Artikel zeige ich dir
- Wie finanzielle Rücklagen dich nicht nur ruhiger schlafen lassen, sondern auch mutiger, selbstbestimmter und freier machen.
- Wie auch du mit deinem Partner die Höhe der Rücklagen schnell und einfach berechnen kannst
- Warum dein Notgroschen nicht zu klein, aber auch nicht zu groß sein sollte
- Unterschiedliche Ansätze, wie Paare zu einer fairen Verteilung des Notgroschens kommen
Legen wir los.
Was genau ist eine finanzielle Rücklage?
Die finanzielle Rücklage ist eine Reserve für unvorhergesehene Notfälle. Häufig wird sie auch Notgroschen, eiserne Rücklage oder Sicherheitspuffer genannt.
Stell dir vor
- Dein Auto geht kaputt und du musst kurzfristig die Reparatur bezahlen. Bei uns ging neulich ein kleines unschuldiges Warnlämpchen an. Wir fahren zur Werkstatt und sind kurz darauf 3.000 Euro ärmer. Heftig. So schnell kann es gehen.
- Die Waschmaschine, Kühlschrank oder Laptop geht kaputt und du brauchst Ersatz
- Du hast einen neuen Chef bekommen und du kommst überhaupt nicht mit ihm klar. Mit einem gefüllten Notgroschen kannst du dir die Freiheit nehmen und gehen. Du musst auch nicht den nächst besten Job abnehmen. Du hast genug Puffer, um dir deinen Traumjob zu suchen.
- Dein Hund oder deine Katze wird krank und muss operiert werden.
Ein Unglück kommt selten allein. Ob dieses Sprichwort tatsächlich stimmt oder nicht, weiß ich nicht.
Manchmal fühlt es sich aber so an. Erst wird die Miete erhöht, dann kommt das Auto nicht durch den TÜV und dann setzt du dich auf deine neue Brille. Alles in wenigen Tagen.
In all diesen Fällen rettet dir deine finanzielle Rücklage den Hintern.
Stell dir den anderen Fall vor. Du hast keine eiserne Reserve und ein Notfall tritt ein?
- Kannst du kurzfristig 400 Euro für eine Waschmaschine oder 3.000 Euro für eine Autoreparatur bezahlen? Wie würdest du das machen?
- Dir wird gekündigt. Was würde Arbeitslosigkeit für dich finanziell bedeuten? Könnt ihr als Paar mit einem Gehalt (plus Arbeitslosengeld) auskommen?
Wenn du jetzt an einen Kredit denkst, musst du diesen Artikel besonders gut lesen. Der Notgroschen soll unter anderem verhindern, dass du unnötige und teure Kredite aufnimmst.
Bei der Gelegenheit, klären wir auch gleich, was nichts mit dem Notgroschen zu tun hat:
Alle Dinge, die vorhersehbar oder planbar sind. Der Notgroschen ist nämlich nur für unvorhergesehene Notfälle.
Das heißt konkret: Die Urlaubskasse für den Sommerurlaub nächstes Jahr, das neue Auto, eure Hochzeit, neue Möbel - das hat nichts mit dem Notgroschen zu tun. Das ist alle planbar.
Die finanzielle Rücklage ist für unvorhersehbare Notfälle da. Sie sichert deine Liquidität und deckt unerwartet hohe Ausgaben ab.
Warum ich den Begriff Notgroschen oder Rücklage nicht mag - Hiermit taufe ich dich auf den Namen …
Vielleicht denkst du jetzt, dass der Notgroschen ein ziemlich lästiges und unspannendes Thema ist.
Irgendwie wie Fußpilz. Man will es am liebsten ignorieren. Irgendwann muss man was dagegen tun. Man findet Fußpilz aber nie toll.
Dann stell dir mal vor, dein Sicherheitspuffer liegt in voller Höhe bereit. Welche positiven Einflüsse hätte das auf dein Leben?
Leider ist der Begriff Notgroschen sehr weit verbreitet. Ich persönlich würde ihn "Freiheitsgroschen" taufen.
Alles, was meine Selbstbestimmung und Freiheit verbessert, motiviert mich. Ich habe meinen Job gekündigt und mir eine Auszeit genommen. Danke lieber Freiheitsgroschen, dass du mir das ermöglicht hast.
Du würdest ihn vielleicht "Sicherheitsgroschen" oder "Wohlfühlgroschen" nennen. Oder vielleicht "Unabhängigkeitsgroschen", weil du nicht abhängig von deinem Partner sein möchtest. "Flexibilitätsgroschen" wäre auch ein guter Name, weil du mehr Handlungsoptionen im Notfall hast. Oder "Mutgroschen", weil du dich endlich traust, den Job zu wechseln.
Mein Tipp ist also: Stell dir vor, welche Vorteile, Chancen und Möglichkeiten der Notgroschen dir konkret bietet. Wenn du den Notgroschen wie Fußpilz betrachtest, wirst du dich schwertun.
Wie kann ich die Höhe der finanziellen Reserve als Paar ganz einfach berechnen?
Jetzt kannst du schon mal zu Stift und Papier greifen - oder Excel, Google Tabellen, Evernote oder was auch immer du verwenden möchtest.
Wir legen los.
Grundsätzlich kannst du die Höhe der eisernen Reserve auf zwei Arten berechnen.
Option 1: Netto-Monatsgehalt
Das ist der Betrag, der monatlich auf dein Konto eingeht, wenn du als Angestellter beschäftigt bist. Hier hat dein Arbeitgeber Steuern, Sozialabgaben und Sonstiges bereits abgezogen. Wenn ihr 2 Gehälter oder weitere Einnahmequellen habt, alles zusammenrechnen.
Die Verbraucherzentrale empfiehlt mindestens 2-3 Monatsgehälter. Ich würde nicht unter 3 Monatsgehälter gehen, sondern eher 3-6 Monatsgehälter empfehlen.
Als Paar ist das Netto-Haushaltseinkommen relevant. Es müssen alle von euch abhängigen Personen versorgt sein.
Vorteil dieser Methode: Es ist sehr einfach zu rechnen und gibt eine grobe Orientierung vor.
Mir persönlich ist das nicht genau genug. Wenn du ständig Schulden machst und mit deinem Gehalt nicht auskommst, ist der Betrag im Notfall vermutlich zu klein gewählt. Wenn du oder dein Partner einen sicheren Job hat und ihr gut mit eurem Einkommen klarkommt, ist der Betrag möglicherweise zu hoch.
Option 2: Monatliche Ausgaben
Die tatsächlichen Ausgaben sind als Grundlage für die finanzielle Reserve viel genauer.
Nachteil: Es ist mehr Aufwand, die monatlichen Ausgaben zu berechnen. Ich würde auch hier 3 - 6 Monatsausgaben als grober Richtwert für die Reserve empfehlen.
Wie kannst du vorgehen?
Nachfolgend gebe ich dir weitere Anregungen und Tipps, die dir bei deiner Berechnung helfen. Lies also bitte weiter.
Finanzielle Rücklagen in der Beziehung anlegen: Verschiedene Lösungsansätze
Spätestens wenn du mit deinem Lieblingsmenschen in eine gemeinsame Wohnung ziehst, fallen gemeinsame Kosten wie Miete, Strom, Internet, Rundfunkgebühren, etc. an.
Möglicherweise habt ihr ein gemeinsames Konto dafür. Oder aber getrennte Konten und ihr habt eine Regelung gefunden, wie die gemeinsamen Ausgaben bezahlt werden.
Der Notgroschen kommt quasi "im Huckepack" dazu.
Was meine ich damit?
Grundsätzlich gibt 3 Optionen den Notgroschen als Paar aufzusetzen:
1. Gemeinsamer Notgroschen
Wenn ihr ohnehin ein gemeinsames Konto habt, könnt ihr den Notgroschen in dem gemeinsamen Konto ansparen. Vorteil: Das ist einfach und transparent für beide.
Ich liebe einfache Lösungen. Es gibt aber auch gute Gründe, es anders zu machen.
2. Getrennte Notgroschen
Finanzielle Unabhängigkeit in der Beziehung ist vielen Menschen wichtig. Ich verdiene mein eigenes Geld. Ich will selber entscheiden, was ich damit mache. Wenn ich mir den Pulli, das Fitness-Center Abo, das neue iPhone kaufen will, muss ich den anderen nicht fragen. Ich bin Herr oder Herrin meiner Finanzen.
Trotzdem braucht ihr finanzielle Rücklagen. Selbstverständlich könnt ihr die Rücklagen auch getrennt aufbauen.
Wichtig:
- Redet über den Notgroschen. Wie hoch muss euer Notgroschen sein? Ihr habt gemeinsam einen Mietvertrag unterschrieben? Einen Immobilienkredit gemeinsam unterschreiben? Ein gemeinsames Auto, auf das ihr angewiesen seid? Was passiert, wenn einer den Job verliert? Auch bei getrennten Konten muss geregelt sein, was in Notfall passiert.
- Dein Partner muss sich darauf verlassen können, dass du die Rücklagen auch tatsächlich jederzeit zur Verfügung hast und umgekehrt. Das sollte transparent sein.
- Regelmäßig Abstimmen: Ist die Höhe der Rücklagen noch sinnvoll? Sind beide in der Lage, die Rücklagen anzusparen? Sind beide Rücklagen tatsächlich verfügbar oder hatte einer einen Engpass und musste die Rücklagen angreifen?
Alternativ könnt ihr weiterhin getrennte Konten haben aber die Rücklagen auf ein gemeinsames Konto legen.
3. Mischform
Bei der Mischform gibt es einen gemeinsamen Notgroschen. Zusätzlich hat einer oder beide noch zusätzlich einen eigenen Notgroschen.
Vielleicht denkst du jetzt, das ist doch irre. Man kann aus einem einfachen Notgroschen auch eine Doktorarbeit machen. Es gibt aber gute Gründe für die Mischform.
Sabine und Norbert haben getrennte Konten und ein gemeinsames Konto für alle laufenden Kosten plus den Notgroschen. Sabine ist eine Pferdenärrin und leistet sich ihr eigenes Reitpferd. Ihr Mann Norbert kann mit dem Hobby nichts anfangen. Sabine verdient gut und kann sich das teure Hobby leisten. Wenn Sabine jetzt ihr Einkommen verliert, sollte Norbert nicht auf den Kosten für das Pferd sitzen bleiben. Die Miete für den Stall kann nicht kurzfristig gekündigt werden und ein Pferd kann bzw. will man auch nicht schnell mal verkaufen.
Lösung: Sabine zahlt in 2 Notgroschen ein. In den gemeinsamen Notgroschen mit Norbert. Außerdem in eigenen Notgroschen für das Pferd.
Anna hat eine Scheidung hinter sich. Der ganze Stress inklusive finanzieller Probleme hat sie irgendwann gemeistert. Sie hat einen neuen Partner gefunden und genießt das Leben mit ihm in vollen Zügen. Nach der Scheidung hat sie sich geschworen, dass sie nie wieder finanziell von einem Partner abhängig sein will.
Lösung: Sie hat ihren persönlichen Freiheitsnotgroschen angelegt. Wenn die neue Beziehung nicht funktionieren sollte, kann sie einfach gehen und sich eine eigene Wohnung suchen. Gleichzeitig hat sie mit ihrem neuen Partner einen gemeinsamen Notgroschen für die laufenden Kosten angelegt.
Und wie sieht es mit Kinder aus? Müssen wir für die auch einen extra Notgroschen anlegen. Darum geht es im nächsten Abschnitt.
Welchen Einfluss haben Kinder auf die finanziellen Rücklagen?
Mit Kindern kommen immer wieder ungeplante Ausgaben. Brille, Zahnspange, das neue Fahrrad wurde geklaut? Du kennst das bestimmt.
Für jedes Kind sollte man einen zusätzlichen Betrag im Notgroschen haben. Mit zunehmenden Alter der Kinder steigen häufig die ungeplanten Kosten.
Wie kannst du den Betrag schätzen?
- Wie hoch waren die ungeplanten Kosten in den letzten 12 Monaten? Ungeplant sind nicht Weihnachtsgeschenke oder Kosten für den Sportverein. Es geht wirklich um Kosten, die quasi aus dem Nichts auftauchen.
- Überprüfe die Rücklagen pro Kind alle 6 Monate. Dann fühlst du dich mit deiner Schätzung immer besser und kannst den Betrag zeitnah anpassen.
Immobilienbesitzer und Selbständige müssen zusätzliche Rücklagen bilden
Hier im Detail einzusteigen, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Deshalb nur in Kürze:
- Den Notgroschen, wie wir ihn bisher diskutiert hat, beinhaltet keine Rücklagen für Immobilien. Egal, ob du eine Immobilie vermietest oder selber bewohnst, du brauchst Rücklagen für Reparaturen und Wartungen.
- Selbständige haben häufig schwankende Einnahmen. In einem Monat verdient man vielleicht richtig gut. Dann kommen aber auch magere Monate dazwischen. Die Rechnung über das Netto-Monatsgehalt (Option 1) ist deshalb oft nicht zielführend. Wir haben uns als Paar auf mindestens 12 Monate unserer monatlichen Ausgaben (Option 2) als Notgroschen geeinigt, da wir uns zusammen selbständig gemacht haben.
Individuelle Notfälle identifizieren
Überlege dir am besten mit deinem Partner zusammen, welche Notfälle bei euch noch zusätzlich auftreten können?
- Musst du event. deine Eltern irgendwann unterstützen?
- Gibt es gesundheitliche Probleme, die Kosten verursachen können?
- Die Wirtschaftslage trübt sich ein. Fallen Bonuszahlungen von deinem Arbeitgeber möglicherweise niedriger aus als erwartet?
- Ihr wohnt in einem älteren Haus auf dem Land. Was, wenn die Energiekosten massiv steigen?
Hier gibt es klare Grenzen. Du hast möglicherweise eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder andere Versicherungen, die existentielle Notfälle abdecken. Die finanziellen Rücklagen, decken nur ab, was nicht über solche Versicherungen abgedeckt ist.
Wie lege ich die finanzielle Rücklage an?
Der Notgroschen muss immer verfügbar sein. Die Werkstatt will zeitnah das Geld für die Reparatur deines Autos sehen. Wenn du 2 kleine Kinder hast und die Waschmaschine kaputtgeht, brauchst du sofort einen Ersatz. Bei einem Wasserschaden am Haus muss man schnell reagieren. Selbst wenn die Versicherung den Schaden bezahlt, kann es lange dauern, bis das Geld tatsächlich auf deinem Konto ist.
Die finanziellen Rücklagen gehört deshalb auf ein Tagesgeldkonto. Hier geht es nicht um Rendite, sondern um Liquidität.
Der Notgroschen sollte auch nicht angelegt werden. Stell dir vor, der Notfall tritt ein und der Aktienmarkt ist gerade 30% gefallen. Schlimmstenfalls verlierst du Geld, wenn ein Notfall dich zum Verkauf zwingt.
Idealerweise hast du ein separates Tagesgeldkonto für den Notgroschen.
Warum?
Dann kommst du nicht auf die Idee, die Rücklage für einen Nicht-Notfall zu verwenden. Die Versuchung ist einfach zu groß.
Beispiel: Planst du nächstes Jahr deinen Traumurlaub und sparst bereits dafür? Oder musst du bald ein neues Auto kaufen? Wenn du den Notgroschen mit Rücklagen für geplante Anschaffungen vermischt, kommt dein Notgroschen leicht unter die Räder.
Warum sollte der Notgroschen nicht zu groß sein?
Wenn du bis jetzt gelesen hast, denkst du bestimmt: Man kann den Notgroschen nicht groß genug wählen! Es gibt so viele Risiken, wer weiß, was alles passieren kann. Viel hilft viel.
Das sehr ich anders. Wir überlegen uns sehr genau und gewissenhaft, wie groß unser Notgroschen sein muss. Wir wollen aber keinen Euro zu viel im Notgroschen haben.
Warum?
Geld auf dem Tagesgeldkonto verliert langfristig an Wert. Aktuell gibt es zwar Zinsen für Tagesgeld, dafür ist aber auch die Inflation höher.
Beispiel: Ihr schätzt euren Notgroschen auf 12.000 Euro. Ihr habt Annahmen getroffen und nach bestem Wissen und Gewissen gerechnet. Aber vielleicht habt ihr euch irgendwo geirrt? Irgendwas vergessen? Zur Vorsicht erhöht ihr den Notgroschen auf 17.000 Euro. Man weiß ja nie.
Wenn euch das ein besseres Gefühl gibt oder ihr einfach ein hohes Sicherheitsbedürfnis habt, ist das absolut in Ordnung. Jeder Mensch ist hier anders. Wichtig ist, dass ihr als Paar einen guten Kompromiss findet. Ihr wollt beide gut schlafen. Und darauf kommt es an.
ABER, die 5.000 Euro zusätzlicher Notgroschen aus dem Beispiel oben, könntet ihr auch zum langfristigen Vermögensaufbau nutzen. Oder ihr könntet eine Sondertilgung für das Haus machen. Oder in eure Weiterbildung investieren und mehr Gehalt anstreben.
Es gibt keine exakte Formel zur Berechnung eures Notgroschens. Euer individuelles Sicherheitsbedürfnis spielt eine wesentliche Rolle.
Noch ein Wort zu Konsumschulden: Warum die Waschmaschine auf Pump keine gute Idee ist
Konsumschulden statt Notgroschen? Man kann doch heute fast alles auf Pump kaufen. Warum soll ich also einen Notgroschen ansparen?
Erstens, man kann nicht alles auf Pump kaufen. Bei unserem Auto wurde gerade der Partikelfilter ausgetauscht. Das hat rund 3.000 Euro gekostet. Da gab es keine Ratenzahlung. Der Betrag wird sehr kurzfristig fällig.
Ohne Notgroschen hätten wir unser Konto überziehen müssen. Die Dispozinsen wären heftige 11,6% gewesen. Das würde ich nicht zahlen wollen.
Zweitens, wenn du heute die Waschmaschine auf Pump kaufst, dann wirst du bei einer Autoreparatur vermutlich auch dein Konto überziehen. Für das neue Auto unterschreibst du einen Leasingvertrag. Und dann kommt noch ein Ratenkredit für den neuen Fernseher. Irgendwann wächst dir das über den Kopf.
Lass die Finger von Konsumschulden! Mit einem Notgroschen kannst du die Schuldenfalle umgehen.
Finanzielle Rücklage ansparen: So kommst du zum Ziel
Wenn du deinen Notgroschen berechnet hast, steht häufig eine größere Summe auf deinem Zettel. Einige Tausend Euro vermutlich. Normalerweise dauert es einige Zeit, bis der vollständige Notgroschen angespart ist. Wie geht man hier vor?
- Wie viel kannst du monatlich vom Einkommen beiseitelegen und wie schnell möchtest du den Notgroschen aufgebaut haben? Wenn du z.B. einen Notgroschen von 10.000 Euro brauchst und monatlich 300 Euro ansparst, dauert es knapp 3 Jahre. Wenn in den 3 Jahren ein Notfall eintritt und du Geld entnommen hast, brauchst du entsprechend länger.
- Automatisiere das Ansparen: Du überweist am Monatsanfang einen festen Betrag von deinem Girokonto auf das Tagesgeldkonto für deine Rücklagen. Dafür richtest du einen Dauerauftrag ein.
- Wie kann es schneller gehen?
- Nutze deine Steuerrückzahlung zum Aufbau deiner eisernen Reserven
- Nutze Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld oder Bonuszahlungen (oder einen Teil davon)
Den Notgroschen immer wieder anpassen
Meine Empfehlung ist mindestens 1x im Jahr oder besser 2x im Jahr die Rücklagen zu überprüfen. Stimmt die Höhe des Notgroschens noch? Haben sich die Lebensumstände geändert?
Einflussfaktoren können z.B. sein:
- Inflation: Im Laufe der Jahre solltest du deine Rücklagen um 5-10% erhöhen
- Veränderte Lebenssituation: Die größere Wohnung hat die Lebenshaltungskosten verteuert, Schwangerschaft, neuer Job und ähnliches hat Einfluss auf deine Rücklagen
- Nach einem Notfall: Du hast Geld aus deinen Rücklagen entnommen? Wie schnell möchtest du wieder auf 100% sein?
Gibt es Menschen, die keine oder nur sehr wenig finanzielle Rücklagen brauchen?
Nicht jeder braucht hohe Rücklagen. Zum Beispiel, wenn
- du Beamter oder Beamtin bist oder sonst einen sehr sicheren Job hast
- du eine sehr hohe Sparquote hast. Wenn du z.B. 40% von deinem Einkommen (nach Steuern) sparen kannst. In dem Fall kannst du teure Reparaturen vermutlich bezahlen. Arbeitslosigkeit ist möglicherweise auch kein Problem.
- du niedrige Lebenshaltungskosten und kaum finanzielle Verpflichtungen hast. Wenn du z.B. bei deinen Eltern wohnst und nur wenig Miete bezahlst.
- du mehrere Einkommensquellen hast. Du hast vielleicht ein Gehalt als Angestellter, Mieteinnahmen aus Immobilien und Kapitalerträge. Vielleicht hast du dich nebenberuflich selbständig gemacht. Wenn eine der Einkommensquellen ausfällt, kommst du möglicherweise mit den anderen Einkommen aus.
Fazit
Finanzielle Rücklagen lassen dich einfach besser schlafen und einen Notfall entspannter überstehen. In diesem Artikel habe ich dir gezeigt, wie ihr die Höhe des Notfallgroschens als Paar berechnen könnt. Ein wesentlicher Einflussfaktor ist aber immer euer individuelles Sicherheitsbedürfnis. Es gibt also keine exakte mathematische Formel, die dir auf den Cent genau den Betrag ausrechnet. Euer subjektives Empfinden spielt immer eine Rolle.
Bevor ihr anfängt zu planen, überlegt euch, welche Vorteile, Chancen und Möglichkeiten ihr durch die Rücklage bekommt. Sicherheit ist offensichtlich. Aber was ist mit Flexibilität und der Freiheit, eigene Entscheidungen zu treffen?
Wie löst ihr als Paar das Thema Notgroschen? Schreib doch bitte in die Kommentare unten, wie eure Erfahrungen sind. Wie hoch ist eure Rücklage?
1 Verbraucherzentrale rät zu 2-3 Monatsgehälter als Notgroschen