„Schatz, wir fangen jetzt auch an, zu investieren." Wenn ihr den Punkt erreicht habt, seid ihr eurem Vermögensaufbau schon einen großen Schritt näher gekommen. Jetzt geht es aber um die praktische Umsetzung.
Vielleicht seid ihr aber auch alte Hasen, die schon lange ein Depot haben. Die Idee, ein gemeinsames Depot mit seinem Lieblingsmenschen zu haben, liegt irgendwie nahe.
In beiden Fällen seid ihr genau richtig hier. In diesem Artikel geht es um die Entscheidung Gemeinschaftsdepot oder Einzeldepot.
Häufig wird ein Gemeinschaftsdepot als Steuerfalle bezeichnet. Wenn man sich nicht auskennt, kann das tatsächlich teuer werden.
Lass mich dir also in wenigen Minuten erklären, was du dringend beachten musst. Ich will dir aber auch die Vorteile schmackhaft machen. Für viele Paare kann ein Gemeinschaftsdepot eine sinnvolle Lösung sein.
Bitte also erst lesen, bevor ihr zur Tat schreitet.
Was ist ein Gemeinschaftsdepot?
Ein Gemeinschaftsdepot ist ein Depot mit mehreren Inhabern. Das könnte z.B. ein Ehepaar oder eine Erbgemeinschaft sein. Mit dem Gemeinschaftsdepot könnt ihr zusammen Wertpapiere wie z.B. ETFs, Aktien oder Anleihen kaufen und verkaufen. Das Ziel ist also der gemeinsame Vermögensaufbau.
Es gibt zwei Formen eines Gemeinschaftsdepots:
Oder-Depot: Jeder Inhaber kann allein verfügen, also z.B. Wertpapiere kaufen oder verkaufen. Der Vorteil ist, dass ihr einander vertreten könnt. Einer kann die Depotpflege übernehmen und im Interesse beider handeln.
Und-Depot: Die Inhaber des Kontos können nur gemeinschaftlich verfügen. Wenn ihr also z.B. einen ETF kaufen möchtet, müsst ihr beide der Transaktion zustimmen. Diese Variante ist allerdings wenig verbreitet.
Nur wenige Anbieter von Gemeinschaftsdepots bieten die Und-Depot-Variante an.
Vorteile: Warum möchten Paare ein Gemeinschaftsdepot haben?
Die Gründe für ein Gemeinschaftsdepot können sehr vielfältig sein. Hier spielen emotionale Themen eine Rolle. Seht ihr euch als eng abgestimmtes Team, das ohnehin alles zusammen macht? Oder findet ihre Unabhängigkeit in der Beziehung und euren Finanzen wichtig?
Neben den emotionalen Gründen gibt es auch rein praktische Gründe. Mit einem Gemeinschaftsdepot kann man gemeinsames Investieren vereinfachen.
Nachteile: Wann ist ein Gemeinschaftsdepot nicht die beste Wahl?
Bei der Entscheidung für ein Gemeinschaftsdepot oder Einzeldepot solltet ihr dringend die steuerlichen und rechtlichen Aspekte kennen. Solltet ihr euch trennt oder im Todesfall kann es sonst unangenehme Überraschungen geben.
Nachfolgend gebe ich euch einen Überblick über die wichtigsten Aspekte. Im Zweifelsfall solltet ihr aber euren Steuerberater involvieren bzw. eine rechtliche Beratung in Anspruch nehmen.
3 wichtige Themen, die ihr verstehen solltet, bevor ihr ein Gemeinschaftskonto eröffnet
1. Steuerliche Betrachtung
Grundsätzlich gehören die Vermögenswerte in einem Gemeinschaftsdepot zu gleichen Teilen beiden Inhabern. So sieht es das Finanzamt.
Wenn ihr also beide die gleichen Beträge in das Gemeinschaftsdepot einzahlt, gibt es hier eine klare Eigentumslage.
Beispiel: Ihr eröffnet ein Gemeinschaftskonto. Beide überweisen jeweils 1000 Euro als Startkapital. Ihr möchtet jeden Monat 600 Euro gemeinsam über einen Sparplan investieren. Beide überweisen jeweils 300 Euro pro Monat.
Sobald hier aber ein Ungleichgewicht ist, wird es komplizierter. Wenn einer sehr viel aus seinem eigenen Vermögen einzahlt und der andere nichts oder wenig, kann das als hälftige Schenkung gelten. Für Ehepartner und Lebenspartner gibt es einen Freibetrag von 500.000 Euro in 10 Jahren. Bei nicht Verwandten (also auch unverheiratete Paare) liegt dieser Freibetrag nur bei 20.000 Euro.
2. Depotvertrag regelt die Eigentumslage
Bei unterschiedlich hohen Einzahlung, empfiehlt es sich, die Eigentumsverhältnisse in einem Depotvertrag zu regeln. Diesen Depotvertrag schließt ihr nicht mit der depotführenden Bank, sondern "im Innenverhältnis" also unter euch. Dafür braucht ihr eine Rechtsberatung.
Für den Fall einer Scheidung bzw. Trennung, ist geklärt, wem was gehört. Damit ist auch geklärt, dass es sich nicht um eine Schenkung handelt.
3. Was passiert im Todesfall mit dem Gemeinschaftsdepot?
Wenn einer von euch stirb und es Dritte als Erben gibt, kann es ohne klare Klärung der Eigentumslage zu Konflikten kommen. Die Erben wollen natürlich genau wissen, wie hoch der Anteil des verstorbenen Depotinhabers ist und wie sich daraus ihr Anteil errechnet.
Der Depotvertrag regelt hier die Eigentumslage.
Gemeinschaftsdepot oder Einzeldepot bei unverheirateten Paaren
Grundsätzlich können unverheiratete Paare ein Gemeinschaftsdepot eröffnen. Ebenso Erbgemeinschaften oder auch Familien, die ein gemeinsames Depot führen wollen. Die zwei wichtigsten Überlegungen hierbei sind:
1. Schenkungssteuer: Wenn einer der Partner mehr einzahlt als der andere, kann es als hälftige Schenkung besteuert werden. Bei unverheirateten Paaren ist der Freibetrag lediglich bei 20.000 Euro pro 10 Jahre.
2. Gesonderte Steuererklärung: Beide Partner müssen die Erträge aus dem Gemeinschaftsdepot in der gesonderten Steuererklärung angeben. Das ist ein zusätzlicher Aufwand.
Trotzdem gelten natürlich alle Vorteile auch für unverheiratete Paare. Gemeinsam planen und investieren schweißt zusammen. Im Notfall bleibt ihr handlungsfähig, da einer von euch immer einspringen kann.
Überlegt euch, ob die Vorteile den Aufwand für ein Gemeinschaftsdepot rechtfertigen.
Alternative zu einem Gemeinschaftsdepot
Ein Gemeinschaftsdepot ist vor allem dann eine gute Idee, wenn beide Partner etwa gleich viel investieren. Wenn einer wesentlich mehr einzahlt (und es sich außerdem noch um hohe Summen handelt), machen zwei Einzeldepots mit Bevollmächtigung des Partners mehr Sinn.
Bei dieser Variante bleibt der Depotinhaber der alleinige Eigentümer. Der oder die Bevollmächtigte kann das Depot lediglich im Sinne des Eigentümers verwalten.
Gemeinschaftsdepot Vergleich: Wie findet ihr den richtigen Anbieter für unser Gemeinschaftsdepot?
Grundsätzlich kann man die Anbieter grob in 3 Kategorien einteilen: Es gibt Online-Broker, Direktbanken oder Filialbanken.
Online-Broker (manchmal auch Neo-Broker genannt):
Das sind Anbieter, die sich auf Depotführung konzentrieren und sonst keine weiteren Bankgeschäfte anbieten. Die Kosten für den Wertpapierhandel sind meist sehr günstig. Beispiele sind Scalable Capital oder Trade Republic. Stand Februar 2024 haben diese Anbieter kein Gemeinschaftsdepot angeboten.

Quelle: Scalable Capital (aufgerufen im Februar 2024)
Direktbanken:
Haben keine Filialen, bieten aber größtenteils Service per E-Mail, Chat oder Telefon an. Neben einem Depot kannst du hier auch dein Girokonto, Kreditkarten und sonstige Bankdienstleistungen bekommen. Beispiele sind Comdirect, ING, Consorsbank oder 1822direkt. Die meisten Direktbanken bieten nur ein Oder-Depot an.
Quelle: Comdirekt Magazin (aufgerufen im Februar 2024)
Filialbanken:
Hier hast du den Vorteil, dass du schriftlich oder durch einen persönlichen Kontakt mit einem Bankmitarbeiter das Depot führen kannst. Die Gebühren für das Depot sowie die Transaktionsgebühren sind jedoch relativ hoch. Beispiele sind Sparkassen, Commerzbank oder die Postbank.
Bei der Auswahl des besten Anbieters für eure individuelle Anlagestrategie solltet ihr auf die Kosten der Depotführung achten. Viele Banken bieten eine kostenlose Depotführung an.
Die Transaktionskosten sind ein wesentliches Entscheidungskriterium. Der Service kann für euch auch eine Rolle spielen. Kann man die Bank anrufen oder gibt es nur Support im Chat?
Folgende Vorgehensweise schlage ich vor:
Ganz grob als Orientierung gilt, dass viele Online-Broker (noch) kein Gemeinschaftsdepot anbieten. Die meisten Direktbanken bieten Gemeinschaftskonten an, allerdings überwiegend ausschließlich als Oder-Depots. Wenn ihr ein Und-Depot möchtet, würde ich bei den Filialbanken zuerst anfragen.
Es gibt viele Webseiten, die die jeweiligen Konditionen der einzelnen Depotanbieter im Detail vergleichen und auch Marketingaktionen für Neukunden zeigen. In der Suchmaschine eurer Wahl könnt ihr z.B. nach "Broker Vergleich" oder "Depot-Vergleich 2024" suchen. Macht euch eine List mit 2-3 Anbieter, die am besten zu euren Anforderungen passen. Dann schaut ihr auf den Webseiten der Anbieter nach, ob ein Gemeinschaftsdepot verfügbar ist.
Fazit: Gemeinschaftsdepot oder Einzeldepot
Ein Gemeinschaftsdepot ist vor allem dann eine gute Idee, wenn verheiratete Paare etwa gleich viel zusammen investieren möchten.
Gemeinsam investieren, Zukunftspläne schmieden und sich Ziele setzen, wird durch ein Gemeinschaftsdepot viel greifbarer und schweißt zusammen.
Eine Mischform aus 3 Depots erhöht zwar die Komplexität, kann aber trotzdem attraktiv sein. Jeder hat ein eigenes Depot mit dem primären Ziel der persönlichen Altersvorsorge. Mit dem Gemeinschaftsdepot finanziert man gemeinsame Träume.
Wenn einer wesentlich mehr als der andere auf das Gemeinschaftskonto einzahlt, solltet ihr über einen Depotvertrag nachdenken. Dann sind die Eigentumsverhältnisse geklärt, insbesondere im Erbfall und bei Trennung.
Bei unverheirateten Paaren ist der Aufwand bei der Steuererklärung etwas höher. Außerdem ist der Freibetrag der Schenkungssteuer bei 20.000 Euro viel niedriger, als bei verheirateten Paaren.
Wenn ihr euch für Einzeldepots entscheidet, solltet ihr einander bevollmächtigen.
So haben wir uns als Paar entschieden
Da wir seit rund 20 Jahren unverheiratet unser Leben zusammen genießen, haben wir uns gegen ein Gemeinschaftsdepot entschieden. Als unverheiratetes Paar ist uns der Aufwand zu groß.
Häufig gestellte Fragen:
Viele Banken und Broker bieten ein Gemeinschaftsdepot an. Dazu gehören z.B. ING, Deutsche Kreditbank AG (DKB), Comdirekt, maxblue, Postbank, Geno Broker und andere. Neo-Broker wie Scalable Capital oder Trade Republic bieten Stand Februar 2024 keine Gemeinschaftsdepots an. Die meisten Gemeinschaftsdepots werden als Oder-Depot angeboten. Wenn du ein Und-Depot möchtest, müsstest du bei einer Bank anfragen.
Im Internet wird das Gemeinschaftsdepot häufig als Steuerfalle bezeichnet. Nachdem ihr diesen Artikel gelesen habt, wisst ihr, worauf ihr achten müsst. Gegebenenfalls solltet ihr ein Depotvertrag in Betracht ziehen und deinen Steuerberater involvieren. Dann läuft ihr nicht in eine "Falle", sondern könnt für euch die beste Entscheidung treffen.
Dieser Artikel richtet sich an Paare, die in Deutschland ansässig sind. In Österreich und der Schweiz ist die Situation möglicherweise anders. Bitte wende dich an deinen Steuerberater oder andere vertrauenswürdige Quellen.
Ihr könnt ein Gemeinschaftskonto bei den meisten Direktbanken online eröffnen. Einfach auf "Depot eröffnen" klicken. Dort werdet ihr gefragt, ob ihr ein Gemeinschaftsdepot oder ein Einzeldepot eröffnen möchtet.